Literatur
Verfasst: 31 Okt 2008, 12:12
Buchtitel: Der Turm
Buchautor: Tellkamp, Uwe
Suhrkamp-Verlag
Auszug aus seinem Buch>>>>Christian,die interessanteste Figur dieses Gesellschaftsromans: zu Beginn des „Turms“ siebzehn Jahre alt, ein verbissener Streber und hübscher, als er selber anzunehmen wagt. Sein Schicksal: Kind freiheitsliebender Eltern der Turmgesellschaft zu sein. Der Spagat zwischen anerzogenem Wahrheitsanspruch und notwendiger Lüge wird für ihn zur Zerreißprobe: „Aufrichtigkeit, auch und gerade dann, wenn es brenzlig wurde, war er nicht so von seinen Eltern erzogen worden? Gleichzeitig übten sie mit ihm das Lügen . . .“
Tellkamp schickt ihn nach dem Abitur zur Volksarmee, lässt ihn bei den „Panzern“ dienen, wo er es als „Brille“ nicht leicht hat und nicht anders kann, als aufzubegehren: Nach wiederholten staatsfeindlichen Äußerungen landet er im Gefängnis und dort, eine ganze Woche lang, als ausgelöschtes Individuum, in einer dunklen isolierten Zelle: „Er war in der DDR, die hatte befestigte Grenzen und eine Mauer. Er war bei der Nationalen Volksarmee, die hatte Kasernenmauern und Kontrolldurchlässe. Er war Insasse der Militärstrafvollzugsanstalt Schwedt, hinter einer Mauer und Stacheldraht. Und in der Militärvollzugsanstalt Schwedt hockte er im U-Boot, hinter Mauern ohne Fenster. Jetzt, dachte Christian, bin ich wirklich Nemo. Niemand.“<<
Dass er dabei auf selbst Erlebtes zurückgreift, ist für die Lektüre des Romans im Grunde nebensächlich: Wie Christian im Roman verpflichtete sich Uwe Tellkamp nach dem Abitur zum dreijährigen Wehrdienst in der NVA und wurde wegen „politischer Diversantentätigkeit“ auffällig, weil er Texte von West-Autoren und Wolf Biermann bei sich führte. Als seine Einheit 1989 gegen Oppositionelle, darunter Tellkamps Bruder, ausrücken sollte, verweigerte er den Befehl, wurde zwei Wochen lang inhaftiert und anschließend beurlaubt.
Es gibt, auf der Homepage des Suhrkamp-Verlags, einen Hörbeitrag
Hat das Buch jemand schon gelesen ?
Igel
Buchautor: Tellkamp, Uwe
Suhrkamp-Verlag
Auszug aus seinem Buch>>>>Christian,die interessanteste Figur dieses Gesellschaftsromans: zu Beginn des „Turms“ siebzehn Jahre alt, ein verbissener Streber und hübscher, als er selber anzunehmen wagt. Sein Schicksal: Kind freiheitsliebender Eltern der Turmgesellschaft zu sein. Der Spagat zwischen anerzogenem Wahrheitsanspruch und notwendiger Lüge wird für ihn zur Zerreißprobe: „Aufrichtigkeit, auch und gerade dann, wenn es brenzlig wurde, war er nicht so von seinen Eltern erzogen worden? Gleichzeitig übten sie mit ihm das Lügen . . .“
Tellkamp schickt ihn nach dem Abitur zur Volksarmee, lässt ihn bei den „Panzern“ dienen, wo er es als „Brille“ nicht leicht hat und nicht anders kann, als aufzubegehren: Nach wiederholten staatsfeindlichen Äußerungen landet er im Gefängnis und dort, eine ganze Woche lang, als ausgelöschtes Individuum, in einer dunklen isolierten Zelle: „Er war in der DDR, die hatte befestigte Grenzen und eine Mauer. Er war bei der Nationalen Volksarmee, die hatte Kasernenmauern und Kontrolldurchlässe. Er war Insasse der Militärstrafvollzugsanstalt Schwedt, hinter einer Mauer und Stacheldraht. Und in der Militärvollzugsanstalt Schwedt hockte er im U-Boot, hinter Mauern ohne Fenster. Jetzt, dachte Christian, bin ich wirklich Nemo. Niemand.“<<
Dass er dabei auf selbst Erlebtes zurückgreift, ist für die Lektüre des Romans im Grunde nebensächlich: Wie Christian im Roman verpflichtete sich Uwe Tellkamp nach dem Abitur zum dreijährigen Wehrdienst in der NVA und wurde wegen „politischer Diversantentätigkeit“ auffällig, weil er Texte von West-Autoren und Wolf Biermann bei sich führte. Als seine Einheit 1989 gegen Oppositionelle, darunter Tellkamps Bruder, ausrücken sollte, verweigerte er den Befehl, wurde zwei Wochen lang inhaftiert und anschließend beurlaubt.
Es gibt, auf der Homepage des Suhrkamp-Verlags, einen Hörbeitrag
Hat das Buch jemand schon gelesen ?
Igel