Verein gegründet!

baustus
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Re: Verein gegründet!

Beitrag von baustus »

hallo paul 16 und alle anderen natürlich auch,

schöne kleine diashow. wenn man jetzt noch dazusagt, dass es sich bei den menschen auf den fotos ja fast nur um die eine gruppe von "detlef`s führung" handelt und die zweite menschenmasse noch drinnen in der "DE" war, dann bekommt man den richtigen eindruck, von dem was da los war. inklusive störenfried, presse usw.

baustus
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Detlef
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Re: Verein gegründet!

Beitrag von Detlef »

...ja, das war schon sehr beeindruckend. In der zweiten Gruppe hatte ich sogar eine Familie aus Polen dabei.

Auf jeden Fall ein Punkt, über den wir nachdenken sollten, wenn zukünftig bei öffentlichen Führungen so viele
Menschen kommen. Wie organisieren wir das am besten, dass alle auch Alles mitbekommen, das erklärt wird.

Und auf jeden Fall sollte bis zu den Führungen im September eine Stube mit den Doppelstockbetten, Tisch und 4 Hockern
bestückt werden. Im Moment schauen die Besucher in leere Stuben. Ich wurde öfters gefragt, ob da ein oder zwei Insassen
drin "gewohnt" haben. Bei der Antwort, dass es sechs bis acht waren war das Erstaunen sehr groß.

... da gibt es doch bestimmt noch irgendwo alte NVA- Bestände, wo man so etwas bekommen kann.

detlef
[color=#400040]3 Monate Strafdienst in der Disziplinareinheit vom 20.09.1983 bis 15.12.1983[/color]
[color=#0000BF][i]Es ist geschehen und folglich kann es wieder geschehen. Darin liegt der Kern dessen, was wir zu sagen haben.[/i][/color]
bollek67
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Re: Verein gegründet!

Beitrag von bollek67 »

Auch von mir einen Herzlichen Glückwunsch zur Vereinsgründung!Ich bin echt beeindruckt von alle dem...ich wünschte,ich hätte dabei sein können.Die Bilder sind auch toll geworden.Ich wünsche dem Verein alles Gute u.viel Erfolg bei seiner Arbeit u.wenn ich irgendwie helfen kann...laßt es mich wissen...lieben Gruß an alle bollek67
3 Monate Dienst in der Disziplinareinheit,Februar-Mai 1987
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Dresdner
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Re: Verein gegründet!

Beitrag von Dresdner »

DDR-Inhaftierte treffen in Schwedt auf ihre Wächter


Schwedt (MOZ) Angst, seelische Misshandlung, unerbitterlicher Drill: Hierfür steht das Militärgefängnis Schwedt. 23 Jahre nach der Schließung haben ehemalige Inhaftierte und Bedienstete einen Verein gegründet. Ziel ist, die Erinnerung wach zu halten. Und aufzuklären, was in jenen Jahren seit 1968 geschah.
Drei Mal hat er den Schlagstock benutzt. Drei Mal. Das erste Mal bei einem Gefangenen in einer Einzelarrestzelle der Disziplinareinheit. Er erinnert sich noch daran, wie er die graue Stahltür öffnet. Er sagt: "Genosse, Disziplinarbestrafter!" Da steht plötzlich der Gefangene mit erhobener Faust vor ihm. Er greift zur Hosentasche, klappt den Schlagstock aus, knallt den Knüppel auf den Oberarm des Mannes, der geht zu Boden. Das, erzählt Harald Blaschke, war einer der krassesten Momente, die er als Mitarbeiter im Militärgefängnis Schwedt erlebt hat.
Der 51-Jährige ist an den Ort, an dem er sieben Jahre seines Lebens gearbeitet hat, zurückgekehrt. Er steht im obersten Stockwerk der Disziplinareinheit. In einer Zelle, deren kahle, weiße Wände seine Stimme widerhallen lassen. Hierhin wurden einst all die Soldaten der Nationalen Volksarmee nach Vergehen wie Fahnenflucht oder Alkoholdelikten gebracht. Sie erhielten keinen Prozess, ihre Strafzeit wurde willkürlich bestimmt, bis zu drei Monaten saßen sie hier ein. Ihr Tagesablauf: 4 Uhr aufstehen, zum Frühsport auf den Appellplatz, Frühstück, acht Stunden arbeiten, schlafen gehen. Sie verpesteten sich ihre Lungen in einer Papierfabrik, schufteten beim Lampenbau oder stellten Koffer her.Diesem Rhythmus ist Detlef Fahle drei Monate lang gefolgt. Der Mann mit den kurz geschorenen Haaren, der einen Ring am linken Ohr trägt, sagt: Der Drill, die Schreie, das alles habe ihn moralisch gebrochen. Das Arbeiten bewirkte, dass keine Zeit blieb, nachzudenken. Der Körper war anwesend, sagt er, der Geist ganz wo anders. Inhaftiert war der ehemalige Soldat, weil er Fahnenflucht begangen hatte. "Ich wurde in meiner Einheit psychisch fertig gemacht, habe einen Lkw geklaut und wollte einfach nur weg." Er wurde erwischt, kam nach Schwedt.

Nun steht Detlef Fahle Schulter an Schulter mit dem Mann, der noch vor Jahren sein Peiniger gewesen ist. Wenn auch nicht unmittelbar. Gefängnis-Mitarbeiter Blaschke und Häftling Fahle haben sich nicht gekannt. Erst Jahre später sind sie aufeinandergetroffen. Über ein Internetforum, in dem sich Gefangene des Militärgefängnisses über ihre Erfahrungen austauschen, sind sie zusammengekommen. Ein Forum, das den Sprachlosen eine Stimme gibt. Denn: "Wir mussten am Ende der Zeit in Schwedt ein Formular unterschreiben, dass wir über die Geschehnisse hier nichts sagen", sagt Fahle.

Detlef Fahle erzählt dies, während er einen der Waschräume betritt. Durch das schuhkarton-große Fenster dringen Lichtstrahlen auf die Wasserbecken aus Stein. "Hier", sagt Fahle, "waren die Wasserhähne", und hält seine Hand unter ein Metallstück, das aus einem der Waschbecken ragt. Wenn das Wasser aus dem Hahn kam, rückten die im Raum eingeschlossenen Insassen zusammen. Einer der Häftlinge hielt dann seine Hand im 180 Grad-Winkel unter das Nass und besprenkelte den gesamten Raum. "Zeit dafür, dass sich jeder einzelne wäscht, war nicht", erzählt Fahle. Wie Tiere hätten sie sich gefühlt, wie Vieh.

Harald Blaschke lauscht den Worten des ehemaligen Insassen. Reue, sagt er, die hätte er damals nicht empfunden. Das Nachdenken kam später. Er leistete seinen Grundwehrdienst in Schwedt, litt selbst unter dem militärischen Drill, kam mit 21 hier her. "Ich steh zu dem, was ich getan habe. Ich war ein Glied in diesem schlimmen System, das Menschen fertig gemacht hat", sagt er und wendet seinen Blick zu Fahle, der neben ihm steht. Der ehemalige Häftling nickt. "Ich hege keinen Hass gegen ihn", sagt er. Im Gegenteil: Er habe Respekt davor, dass sich Blaschke als ehemaliger Mitarbeiter mit der Vergangenheit in dem Gefängnis auseinandersetze und zur Aufklärung der Taten beitrage. Deshalb haben rund neun Männer am Sonnabend auch eine Satzung zur Vereinsgründung unterschrieben. Symbolisch, in eine der vielen Zellen der Disziplinar-einheit haben sich die Männer gequetscht, um auf einer Pritsche das Dokument ihrer Stimmgewalt zu besiegeln.

Ziel ist, ehemalige Gefangene und Beteiligte zu unterstützen. "Manche Häftlinge brauchen nach der Zeit psychotherapeutische Unterstützung und leiden an Folgeschäden ihres Aufenthalts", sagt Fahle. Auch das Forum, in dem 600 Mitglieder registriert sind und sich 100 aktiv über ihre Erlebnisse austauschen, wollen sie fortführen. 600 von etwa 6000 ehemaligen Inhaftierten brechen mit ihrem Schweigen: "Es gibt noch viel Arbeit, wir stehen gerade mal am Anfang", sagt Blaschke.

Den noch stehenden Teil der Gefängnisanlage wollen die Vereinsmitglieder in Zusammenarbeit mit dem städtischen Museum als Ort der Erinnerung erhalten. Große Teile, erzählt Museumsleiterin Anke Grodon bei einer Führung über das Gelände, sind bereits in ein Gewerbegebiet umgewandelt. Erst im letzten Jahr etwa wurden die Disziplinareinheit und das Stabsstellengebäude unter Denkmalschutz gestellt. Museumsleiterin Grodon, die mit zahlreichen Zeitzeugen gesprochen hat, sagt: "Ein großer Teil der Aufklärungsarbeit wird darin bestehen, wissenschaftliche Projekte, die sich der Aufarbeitung der Geschehnisse widmen, voranzutreiben." Einige Zeugnisse wurden bereits zusammengetragen. "Spür die Angst!" heißt ein Buch von Paul Brauhnert und Ilja Hübner, die mit Angehörigen der Disziplinareinheit gesprochen und ihre Aussagen dokumentiert haben.

Teil der Aufklärungsarbeit sei auch, sagt Grodon, immer wieder darauf hinzuweisen, dass es nicht nur die Disziplinareinheit gab. Seit 1968 wurden nach Schwedt Militärstrafgefangene, also Soldaten, die eine Straftat begangen hatten, einen Prozess vor dem Militärgericht hatten und verurteilt wurden, in die eierschalengelben Baracken gebracht. Ab 1982 dann hat die Nationale Volksarmee das Lager übernommen, seitdem waren hier auch Disziplinarbestrafte untergebracht.

Von den Militärstrafgefangenen hat Harald Blaschke nichts mitbekommen, die waren von den jenen, die er überwachte, streng getrennt. Heute, sagt er, ginge es ihm nicht darum, sein schlechtes Gewissen zu beruhigen. Das habe er nicht. Er hat seine Stimme wiedergefunden, genauso wie Fahle auch. Angst, das verspürt Detlef Fahle nicht mehr, wenn er seine ehemalige Zelle betritt. Das sagt er zumindest. Aber, als er sich dann auf die Pritsche in einer Arrestzelle setzen will, treten ihm Tränen in die Augen. Er muss schlucken. Keine Angst, sagt er. Vielleicht aber Respekt vor der Stimmgewalt seiner Vergangenheit.

Am Dienstag sind Interessierte eingeladen zur Lesung "Spür die Angst!" Im DDR-Museum, Feldstraße 98, in Perleberg wird aus Erinnerungen von Insassen der Disziplinareinheit gelesen. Los geht es um 19 Uhr.
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Quelle : www.moz.de/Nachrichten

dort sind auch Bilder und ein Film zu sehen
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Detlef
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Re: Verein gegründet!

Beitrag von Detlef »

... das wir von den politisch Inhaftierten berichtet haben, wird in den Beiträgen leider gar nicht berichtet.

detlef
[color=#400040]3 Monate Strafdienst in der Disziplinareinheit vom 20.09.1983 bis 15.12.1983[/color]
[color=#0000BF][i]Es ist geschehen und folglich kann es wieder geschehen. Darin liegt der Kern dessen, was wir zu sagen haben.[/i][/color]
harald
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Re: Verein gegründet!

Beitrag von harald »

Dieser Bericht entspricht auch nicht im vollem Umfang der Wahrheit, zumindest dem was ich gesagt haben. Es sind auch einige Dinge vertauscht bzw. anders dargestellt.
[color=#800080]Wer Kritik austeilt, muss Kritik auch einstecken können.[/color]

[color=#FF0000]"Auch aus Steinen, die in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen" Goethe[/color]

[color=#408040]ehemaliges Personal der DE 09/83 - 03/90[/color]
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Rahni
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Re: Verein gegründet!

Beitrag von Rahni »

harald
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Re: Verein gegründet!

Beitrag von harald »

und hier noch ein Link aus der MOZ
es ist ein Kommentar zur Vereinsgr0ndung übrigens von der selben Redakteurin, Dorothee Torebko

http://www.moz.de/details/dg/0/1/1119044/
[color=#800080]Wer Kritik austeilt, muss Kritik auch einstecken können.[/color]

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Dresdner
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Re: Verein gegründet!

Beitrag von Dresdner »

naja, die Presse schreibt nicht unbedingt das, was wir wollen, sondern die haben ihre eigenen Ansichten und Argumente ( vor allem Verkaufsargumente ... )
Ist schwer mit der Presse zu arbeiten, das hatten wir auch schon beim 1.Schwedter Treffen mitbekommen.
Aber da muss man immer sehr vorsichtig sein, mit dem was man sagt oder nicht sagt....

Schade ist nur, das im Leitartikel weder der Verein noch das Foum genannt wurde als Anlaufstelle für Interessenten.

Ich habe deshalb an die Redaktion mal folgende Mail geschrieben :
Guten Tag,

mit großem Interesse haben wir Ihre Berichterstattung über die Begegnungen in dem ehemaligen Militärgefängnis gelesen.
Leider haben Sie keine Möglichkeit genannt, wie Interessenten mit dem Verein "DDR-Militärgefängnis Schwedt e.V." in Verbindung treten können.
Möglicherweise ist es auch etwas im Trubel der vielen Besucher untergegangen.

Der Verein betreibt die Webseite/Forum : www.militärgefängnis-schwedt.de , wo sich Interessenten gern melden können.

Zum anderen haben wir ein Mailadresse eingerichtet :
Verein@militaergefaengnis-schwedt.de

Mit freundlichen Grüßen
St. Grundmann/ Mitglied des Vorstandes
Steffen
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Re: Verein gegründet!

Beitrag von Steffen »

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