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Re: "Ab nach Schwedt!"

Verfasst: 15 Nov 2014, 00:09
von ThomWelz
Mensch Pavel,

natürlich waren wir „Grünschnäbel“ damals oft blauäugig. Das ist schließlich ein unbe-
strittenes Merkmal der Jugend, auch heute noch…

Eine „Entpflichtung“ hatte ich damals nach Schwedt überhaupt nicht im Blick. Vermutlich
hätte ich diese Möglichkeit auch nur als feige „Flucht“ empfunden. -So war ich aber
nicht aufgewachsen.

Statt mich mit dieser Version, von der ich keine Kenntnis hatte, zu beschäftigen, stand
ein viel Existentielleres Problem im Vordergrund: meine Tat! – Selbst wenn man den zwang-
haft ideologisch aufgeblasenen Krempel (den man für eine exemplarische Verurteilung ja immer
benötigte) beiseite lässt, bleibt ein mir unbekanntes „Ich“ mit seiner Handlung zurück: Jämmerlich,
voll blinder Wut, Ohnmacht, hohl und abstoßend!

Von Anfang an standen aber nicht die eigentliche Tat, ihre rationale Bewertung, im Mittelpunkt
der „Aufklärung“ durch die damalige Militärjustiz, sondern lediglich ihr ideologisch konstruierter Überbau.

Meine eigene und selbstkritische Aufarbeitung war dagegen eine mühevolle Kleinarbeit. Auch Jahre
später noch.
Und noch immer fehlt mir das wichtigste Teil des Puzzles: Warum?

Eine „Entpflichtung“ hätte mein eigentliches Problem wohl eher noch bis heute vergrößert.
Gut, das ich diese Variante damals nicht kannte.

Ich grüße Dich ganz herzlich
ThomWelz