Schwedt vor der Zeit des Militärgefängnisses

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minel

Schwedt vor der Zeit des Militärgefängnisses

Beitrag von minel »

Hallo,
Erst einmal Grüße an alle Forenmitglieder!
Mein Vorname ist Micha.
Ich weiß eigentlich nicht, ob ich hier richtig gelandet bin, da ich im Haftarbeitslager Schwedt/oder, vor der Militärgefängniszeit, 1 Jahr und 6 Monate wegen verletzung des Passgesetzes und angeblicher Hetze, verbringen durfte. ( Vom 01.08.1965-10.01.1967)
Den Mythos vom Militärknast habe ich nur durch Höhrensagen erfahren und kann dazu nichts sagen.
Ich kann aber sagen, das es in meiner Zeit, in Schwedt recht schlimm zuging. Und was mir meine Mutter vom KZ-Aufenthalt meines Vater in der 3. Reich-Zeit, mit Ehrverlust und dann ab ins Strafbatallion 999, bis zum gewaltsamen Tod erzählte, traf zumindest mit der Art des Lagers zu. Ich glaube es waren damals 4 Türme 2 Stacheldrahtzäune, in deren Mitte Hunde liefen. Im Areal standen 2 Manschaftsbaracken, mit den besagten Manschaftsräumen (links und rechts), in der Mitte die Baracke mit Speisesaal, Friseur, Sani, Küche und Kiosk ( Wir Strafgeangenen hatten nur zwischen 15,- und 21,- Mark, pro Monat Einkaufsmarken, wenn man keinen Ärger machte, denn dann litt die ganze Brigade) und Schneiderei.
Links vom Eingang war eine kleinere Steinbaracke (gesondert abgezäunt) dort waren die Einzelhaftzellen (Disziplinarzellen), wo man nur im Sommer und nur Mittags die Sonne für kurze Zeit sehen konnte, Die Kleiderkammer und von den anderen Räumlichkeiten (Verhöhrzimmer e.t.c.) keine Ahnung. Ansonsten gab es aber keine Dunkelheit, auch Nachts nicht da die Knastmonde sehr grell waren.Wir gingen in relativ kleinen Brigaden von Montags bis Freitags zum Knochenjob (Strassenbau mit Hochofenschlacke und Kabelgräben schachten) ins Erdölwerk.
Unsere Begleitung waren immer zwei Wachposten, einer mit Hund. Vier rote Wimpel hatten wir auch immer mit, die wurden so aufgestellt, dass jeder von uns wusste, da darfst du nicht drüber hinaus gehen, denn das hatte schmerzafte Konsequenzen.
Mehr, wenn es interessiert oder von Euch weiß einer , ob es für "Diesen Strafvollzug" auch ein Forum hat. Jedenfalls für dieses Haftlager braucht es keinen Mythos, es war grausame Realität und erinnerte mich sehr an die Zeiten des Elends meines Vaters.
Nach meiner Haft hat man mir die Staatsbürgerschaft aberkannt und in den Westen entlassen.
Ich hoffe auf eine baldige Antwort.
Micha
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Macky
Beiträge: 222
Registriert: 08 Okt 2008, 22:43

Re: Schwedt vor der Zeit des Militärgefängnisses

Beitrag von Macky »

Hallo Micha,

erst einmal von mir ein herzliches willkommen und viel Spaß in diesem Forum.
Natürlich ist es wichtig auch die Verwendung vor dem Militärknast zu erfahren und es gehört auch zur Geschichte von Schwedt. Mich würde es jedenfalls interessieren wie die ganze Sache Schwedt angefangen hat und ich denke ich spreche hier im Namen aller Beteiligten das wir sehr gespannt auf Deine ganze Erfahrung mit der "Schwedter Gastfreundschaft" sind.

Mit freundlichen Grüßen

Mario
[color=#FF0000]BU 1988- 1990; GG Führer; 2. FZ Führer[/color]
minel

Re: Schwedt vor der Zeit des Militärgefängnisses

Beitrag von minel »

Hallo Macky,
Hallo Forum,
Zuerst möchte ich etwas berichtigen, aus meinem Beitrag; wir arbeiteten nicht von Montags bis Freitags, sondern von Montags bis Sonnabend (Samstag).
Danke, daß ich zur Aufarbeitung und zur Historie von Schwedt einen Beitrag leisten kann.
Zum Lageplan: Die Gebäude des Wachpersonals, Besucherraum, Stasi-Verhörraum und dahinter die Boxen der äusserst scharfen Hunde (Meist Schäferhunde), lagen gegenüber des Barackentrakts der Strafgefangenen, sowie auch das Schleusensystem.
Neuankömmlinge konnen wir immer Beobachten.
Alle Neulinge machten niederschmetternde Mienen, wenn Sie auf das Barackengelände schauten.
Bitte stellt Fragen, dann fällt es mir leichter darüber zu schreiben.
Es dauerte Jahrzehnte, bis ich es schaffte überhaupt darüber zu sprechen.
Micha
harald
Beiträge: 639
Registriert: 16 Jan 2009, 22:20

Re: Schwedt vor der Zeit des Militärgefängnisses

Beitrag von harald »

Hallo Micha,
auch von mir ein herzliches Willkommen.
Soweit ich weiß gibt es aus früheren Zeiten(von Deiner Zeit) kein eigenständiges Forum.
Bei uns geht es um die Aufarbeitung der Geschichte und die Erfahrungen jedes Einzelnen von Schwedt.
Da gehören selbstverständlich auch Deine Erlebnisse dazu. Lies dich einfach mal durch und schreibe was dir zu den einzelnen Themen einfällt.

Harald
minel

Re: Schwedt vor der Zeit des Militärgefängnisses

Beitrag von minel »

Hallo Harald,
Hallo Macky,
Grüße ans Forum,
Danke, dann werde ich mich langsam Durchlesen und mal schauen, was ich beitragen kann, zur Geschichte der grauenhaften Erinnerungen.
Harald, zur Zeit meiner Verhaftung wohnte ich noch bei meiner Mutter in Neuenhagen bei Berlin.
Durch meine "Auffälligkeiten" durfte ich nicht mehr mein Abitur machen und komischer Weise wurde mir angeraten einen Anlernberuf in Schwedt an der Oder (Erdoelverarbeitungskombinat Ost) oder besser gesagt ich musste, wurde eingelernt als Erdölabfüller und auch dort eingesetzt, im Tanklager, was sich noch zum größten Teil, im Aufbau befand.
Da begann meine Odyssee und ich stand unter ständigen Observation. Bei meiner ersten Vernehmung (noch nicht in Haft) war ich baff erstaunt, was man so alles von mir wusste.

Nun lese ich mal ein bisschen im Forum und werde mir einige Stichpunkte machen.
Nur das noch, von den 200 bis 300 Lagerinsassen waren ca. 80 % gemeine Straftäter, vielleicht deswegen das Fehlen eines eigenen Forums.
Bir bald
Micha
Dessauer
Beiträge: 84
Registriert: 05 Nov 2009, 19:32

Re: Schwedt vor der Zeit des Militärgefängnisses

Beitrag von Dessauer »

Hallo zusammen,

auf Anfrage beim Militärgeschichtlichen Forschungsamt (MGFA) wurde mir
mitgeteilt, daß das MSG Schwedt am 22. Juni 1968 eröffnet wurde.

Dessauer
harald
Beiträge: 639
Registriert: 16 Jan 2009, 22:20

Re: Schwedt vor der Zeit des Militärgefängnisses

Beitrag von harald »

das datum kannte ich bisher auch nicht,
aber ab diesen zeitpunkt waren überwiegend
militärgefangene dort, davor waren nur zivilisten
aber durch mdi bewacht
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