MSG-Nummern - Unterscheidung?

zwischen Disziplinareinheit und Militärgefängnis
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Detlef
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MSG-Nummern - Unterscheidung?

Beitrag von Detlef »

Ich lese immer wieder im Forum MSG 123456789
Wieso hattet Ihr Nummern? Wurdet Ihr dann mit der Nummer angesprochen?
Ich kann mir das nur schwer vorstellen, dann müsste sich ja jeder "Wärter" alle Nummern der Gefangenen merken, um sie auseinander halten zu können - und wie ich so lese, waren das ja nicht immer die "hellsten"...

Wie es in der DE war, weiß ich leider auch nicht mehr genau, aber 'ne Nummer gab's da nicht.

Vielleicht weiß ja jemand Genaueres dazu, warum das so gehandhabt wurde.

viele Grüße von
detlef
[color=#400040]3 Monate Strafdienst in der Disziplinareinheit vom 20.09.1983 bis 15.12.1983[/color]
[color=#0000BF][i]Es ist geschehen und folglich kann es wieder geschehen. Darin liegt der Kern dessen, was wir zu sagen haben.[/i][/color]
betonwerk
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Re: MSG-Nummern - Unterscheidung?

Beitrag von betonwerk »

das jeder mensch ne nummer haben muss, vor allem in der (deutschen) bürokratie, sollte eigendlich klar sein...auch jeder reudige köter hat wenigstens ne steuernummer ! wenn man eines tages im kühlfach eines krankenhauses liegt, hängt am grossen zehe auch ein zettel mit einer nummer.ordnung muss halt sein, bis zum ende. auch wir msg´s waren registriert. meine nr war 290/78. die nummer wurde bei zählungen eigendlich nicht benötigt. der wärter hatte ne liste, und rief dann den nachnamen... (zb.) MUSTERMANN ? und man antwortete dann mit den vornamen MAX 25.02.1959 (geb.tag). dann hat er in der liste n´strich gemacht, und war zufrieden. ich hab damals darüber nachgedacht. aber bei einer spontanen flucht, hätte man einem kameraden kaum aus der tinte helfen können. den vornamen kannte man, aber den geburtstag ???
auf dem büro, nannte man sich natürlich beim namen.... MSG MUSTERMANN meldet sich zur stelle...die msg nummer taucht bei mir öfters in papieren auf, die sich auf schwedt beziehen, halt was für die bürokratie.
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ThomWelz
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Re: MSG-Nummern - Unterscheidung?

Beitrag von ThomWelz »

Mit …“halt was für die bürokratie“… hat „betonwerk“ das schon richtig beschrieben.
Für uns hat das aber heute auch noch eine andere Aussage.

So war „betonwerk“ ja MSG 290/78 seit Juli 1978.
Ich war MSG 362/78 seit Oktober 1978.

Dazwischen waren knapp 4 Monate. Unterstellt man eine fortlaufende Durchnummerierung
der Neuzugänge, lagen zwischen „betonwerk“ und mir 72 Militärstrafgefangene.
Das macht im Durchschnitt 18 Neuzugänge in 4 Sommermonaten des Jahres 1978.

Ein anderer Vergleich:
„betonwerk“ wurde im Juli 1978 mit der Nummer 290 registriert.
Der „Kamenzer“ im Juni 1981 mit der Nummer 203.

Aus den „bürokratischen“ Spuren ist eine Menge herauszulesen.
Vielleicht können ja auch noch andere MSG ihre „Nummer“ hier reinstellen. –Zur Spurensuche.

Herzliche Grüße
ThomWelz
[color=#0000BF][i]..."Nicht das Erzählte reicht, das Erreichte zählt!"...[/i][/color][color=#000000]Militärstrafarrestant 05.10.1978 - 03.03.1979 (MSG Nummer 362/78)[/color]
betonwerk
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Re: MSG-Nummern - Unterscheidung?

Beitrag von betonwerk »

tom, hast da eine interessante sache gefunden. theoretisch könnte man einiges mit diesen zahlen hochrechnen. wenn sich noch ein paar ´nummern´melden würden, könnte man rauskriegen, ob die rechnung passen könnte, oder zahlenakrobatik war.
ich weiss nur, das ein ständiges kommen und gehen gewesen sein muss. am anfang hatte man ja noch keine freundschaften, das ist einem das garnicht so aufgefallen. am ende, war das anders.man kannte sich, und betete sich gegenseitig vor, wann es soweit ist. ich hab ja auch rausgefunden, wer mit mir lauftag hat. manchen tages sind 4 oder 5 heimgegangen, an meinem tag waren wir zu zweit.
mit den ´einzügen´war das wohl auch so. das zugangszimmer der 3.komp. war ja ein taubenschlag. wobei man die zugänge ja steuern konnte. entweder halt n´paar tage mehr u-haft, oder als selbststeller , dann ein passendes datum voher rausgesucht (auch dank unserer nummern). da war schon ordnung und übersicht.
betonwerk
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Re: MSG-Nummern - Unterscheidung?

Beitrag von betonwerk »

ich habs vergessen, wollte darauf aufmerksam machen, das sich meine erlebnisse auf juli-okt 1978 beziehen! nicht, das es gleich geschrei gibt....BEI UNS WAR DAS NICHT SO !!!! ich weiss auch nicht, ob spätere jahrgänge eine nummer hatten.
das dazu.
Stasi-Forscher
Beiträge: 117
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Re: MSG-Nummern - Unterscheidung?

Beitrag von Stasi-Forscher »

Liebe Freunde der Aufarbeitung,

in den mir bisher zugänglich gewesenen Akten bin ich auch mehrmals über Gefangenen- bzw. Registriernummern gestolpert. In den 1970er Jahren waren diese sechsstellig und ohne Jahresangaben. Die Nummer war identisch mit der auf dem Aufnahmebogen (Formular SV 7) oben links eingetragenen Registriernummer. (Kopien dieser Aufnahmebögen sind gelegentlich in den MfS-Akten zu finden. Eigentlich dürften sie Bestandteil der Gefangenenakten gewesen sein, die ja nach wie vor verschollen sind.) Insofern gehe ich von einer Vergabe der Nummer im Zusammenhang mit der Einlieferung in den Strafvollzug aus. Ob oder welche Systematik bei der Nummerngestaltung und -vergabe vorhanden war, weiß ich noch nicht.

Die Nummer war den Gefangenen bekannt und wurde von ihnen für hausinternen Schriftverkehr genutzt; sowohl als Bestandteil der Absenderangaben, als auch als Zusatz zur Unterschrift. In Schwedt war diese Nummer sowohl von den zunächst ja noch vor Ort ebenfalls anwesenden Zivilstrafgefangenen als auch von den MSG verwandt worden. Ob diese Nummer bei evtl. Verlegungen mitwanderte, kann ich nicht erkennen. Vielleicht hat ja jemand von Euch diesbezügliche Erfahrungen?

Ab ca. 1976 und in den 1980er Jahren gab es dagegen die hier auch schon beschriebene zwei- oder dreistellige Nummer mit Jahreszusatz. Auch diese Nummer war identisch mit der vom Aufnahmebogen (der später die Formularnr. NVA 36 erhielt). Sie war den SG bekannt und wurde von ihnen im internen Schriftverkehr mit angegeben. Die Vermutung von ThomWelz, dass es hier um eine jahrgangsbezogene fortlaufende Zählung geht, ist nahe liegend. Genaueres weiß ich aber bisher auch nicht.

Beste Grüße vom

Stasi-Forscher
harald
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Re: MSG-Nummern - Unterscheidung?

Beitrag von harald »

Wenn man von der deutschen Bürokratie und Gründlichkeit ausgeht waren die Nummern jedes Jahres fortlaufend. Das bedeutet es fing z.B. mit der 001/78 an und hätte mit 999/78 enden können bzw. wenn mehr wie 999 gewesen wäre, hätte die Nummer vierstellig fortgesetzt werden müssen.
Auch im heutigen Strafvollzug wird jeder Häftling mit einer sogenannten Buchnummer registriert, diese muss vom Gefangenen für alle Art von Anträgen oder auch beim Einkauf angegeben werden. Jede Buchnummer wird auch nur einmal und fortlaufend vergeben, es ändert sich dann maximal die Jahreszahl. So z.B. für 2012 wäre 215/12 und für 2013 dann 215/13. Diese Buchnummer ist nur für eine Anstalt, bei Verlegung in eine andere Anstalt würde eine neue Buchnummer vergeben werden.
Ich weiss es zwar nicht 100%ig, aber glaube so war es auch in Schwedt.

Harald
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[color=#FF0000]"Auch aus Steinen, die in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen" Goethe[/color]

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betonwerk
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Re: MSG-Nummern - Unterscheidung?

Beitrag von betonwerk »

ich glaube das es so war, mit den nummern. die justiz ist ja mit ihrer gefangenenhaltung nicht erst 50 jahre alt.
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Detlef
Beiträge: 567
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Re: MSG-Nummern - Unterscheidung?

Beitrag von Detlef »

Demzufolge - wegen der deutschen Gründlichkeit - hätten die Gefangenen der
Disziplinareinheit auch eine Nummer haben müssen . Aber vielleicht hatten
wir die auch, nur wurde sie uns nicht mitgeteilt.

Interessant ist das schon...

detlef
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harald
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Re: MSG-Nummern - Unterscheidung?

Beitrag von harald »

Das entzieht sich meiner Kenntnis, bzw. ich weiss es nicht. Aber ich denke, dass es auch für die DE Registriernummern gab, diese aber nur auf der Akte vermerkt waren und den DB´s nicht bekannt waren.

Harald
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