Politik beginnt sich für Schwedt zu interessieren...

baustus
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Re: Politik beginnt sich für Schwedt zu interessieren...

Beitrag von baustus »

an alle,

gestern abend war roland jahn, der bundesbeauftragte für die stasi-unterlagen, bei uns in rostock (genauer im rathaus) zu besuch. ein moderator führte gute zwei stunden das interessante zeitzeugengespräch mit herrn jahn. es war wirklich sehr eindrucksvoll und zugleich ergreifend. ... nach der veranstaltung kam ich noch mit herrn jahn in das persönliche gespräch... und er hat mir eine wichtige frage beantwortet, die keiner besser beantworten kann. ich habe ihn gefragt, ob er dem zustimmen würde, dass die damaligen inhaftierungen in der Disziplinarstrafeinheit absolut willkürlich waren... nach einer kurzen pause sagte er betont und mit fester stimme: "ja die damaligen inhaftierungen in der - Disziplinarstrafeinheit der NVA in Schwedt -,... ohne gerichtsurteil, waren absolut willkürlich."
... nun ich meine, dass war ein entscheidender schritt in die richtige richtung... auch deswegen weil es für das weitere wirken an den projekten,... hier im forum usw. wichtig ist, zu wissen wo man mit seiner arbeit steht... am anfang...eines langen weges, den es sich lohnt zu gehen.

baustus
Tarano
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Re: Politik beginnt sich für Schwedt zu interessieren...

Beitrag von Tarano »

... nun ich meine, dass war ein entscheidender schritt in die richtige richtung... auch deswegen weil es für das weitere wirken an den projekten,... hier im forum usw. wichtig ist, zu wissen wo man mit seiner arbeit steht... am anfang...eines langen weges, den es sich lohnt zu gehen.
Hallo Baustus, ja - genaus os sehe ich das auch. Und es gibt uns Kraft, weiter zu kämpfen. Für Gerechtigkeit und seelische Widergutmachung. Mir persönlich, geht es nicht um Entschädigung oder finanzielles, mir geht es darum, zu wissen, es war nicht rechtsstaatlich, es war menschenunwürdig und vor allem aus der Laune der Stasi oder karrieregeilen Offizieren heraus. Ich schreibe im Moment an meinem Bericht, über meine Zeit in der DE, obwohl es im Moment eher die Form eines Buches annimmt (20 A4 Seiten bis jetzt und ich bin grad mal in Schwedt angekommen).
In meinem Bericht ist es wichtig, den Leuten heute klar zu machen, es gab und gibt nichts geheimnisvolles um diese Eiheit. Aber es gab sie. Und es war nicht menschengerecht, wie es dort ablief. Es war keine Folter, aber es war Verfassungswidrig und ...(ab hier habe ich aus rechtlichen Gründen meinen Beitrag selbst nachträglich editiert um nicht gegen Punkt 3 des Forumsgesetzes zu verstoßen. Änderung am 22.03.2012 02:42 durch Tarano)

Liebe Grüße Jörg
Zuletzt geändert von Tarano am 22 Mär 2012, 02:43, insgesamt 1-mal geändert.
guetschli
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Re: Politik beginnt sich für Schwedt zu interessieren...

Beitrag von guetschli »

Hallo Tarano
Du bist neu hier und deswegen sage ich dir, das wir das schon mal geklärt hatten, Schwedt mit der Zeit des "Dritten Reiches" zu vergleichen ist Dummheit, um nicht andere Begriffe zu benutzen.
. Es geht hier um eine "Disziplinareinheit" unter Humanen Bedingungen und nicht um ein "Gestapo-Knast" in dem gefoltert und gemordet wurde.
Was ist dir denn schlimmes wiederfahren in Schwedt, ausser Stress ??
Hattest du kein Essen, wurdest du gefoltert, wurdest du geschlagen oder ähnliches ??
Du hattest ein bezogenes Bett, Essen, Trinken, ausreichend Schlaf (acht Stunden)Fernsehen,Zigaretten,Zeitungen, warmes Wasser,seperate Toiletten und, und und. Was bitte schön willst vergleichen mit einem" Gestapo-Knast"
Weisst du überhaupt was du dsa schreibst ??
Wir haben Demokratie und somit kannst du sagen was du willst, aber du hast mit sicherheit vom Leben keine Ahnung und ich unterstelle mal " zurecht in Schwedt".
Das ist meine Ansicht und ich werde jedenfalls keine Komentare mehr von Dir lesen.
guetschli
[color=#FF0000]2 Monate Strafdienst in der Disziplinareinheit 04.01.1984-03.03.1984[/color]
Tarano
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Re: Politik beginnt sich für Schwedt zu interessieren...

Beitrag von Tarano »

Es geht hier um eine "Disziplinareinheit" unter Humanen Bedingungen und nicht um ein "Gestapo-Knast" in dem gefoltert und gemordet wurde.
Hallo guitschli, hallo andere Forumsleser
Ich finde es schade, dass Du gleich soo aggressiv reagierst. Auch wenn Du meine Beiträge nicht mehr lesen magst, so will ich doch wenigstens versuchen, deinen Unmut etwas zu entschärfen. Ich selbst habe geschrieben, es war keine Folter! Deswegen ist Deine Frage ob ich gefoltert wurde eigentlich überflüssig :) . Ich erwähnte nur dass es verfassungswidrig war. Mit nicht menschengerecht meine ich, dass es der Gesellschaft widersprach, Familien auseinanderzureißen, ohne daß Familienmitglieder erfuhren wo man ist (zumindest zu Beginn der Strafe) und schon garnicht den Grund!. Bei mir war es einfach die Tatsache, daß ich mich gegen eine Mitarbeit im MfS aufgelehnt habe, und mir dann meine Kontakte zur Westverwandschaft vor meiner Armeezeit erschwert dazugerechnet wurden. Also ist Dein Gedanke "zu Recht in Schwedt" schon mal wirklich eine Unterstellung. Was die Bezeichnung aus einer anderen Zeitepoche betrifft, hätte ich es anders formulieren sollen, da geb ich dir Recht. Nur die Methoden waren zu MEINER Zeit (1988) nicht viel anders. Und die Instutition, die mich also letztendlich dorthin "deligierte" erfüllte im Endeffekt die gleiche Aufgabe wie damals die unter einem anderen Namen. Sicher habe ich 10 Jahre weniger Lebenserfahrung wie Du, aber ich habe auch meine Erfahrung mit meinem Leben gemacht. Und ich würde mir nie anmaßen jemand zu sagen, er habe keine Ahnung vom Leben. Ich entschuldige mich jedoch nochmal hier für die gemachte Bezeichnung, nur manchmal ist man halt emotional belastet, wenn nach 23 Jahren alles wieder auf einen im Gesamtpacket einstürzt. Ich hoffe damit die Wogen etwas geglättet zu haben

Liebe Grüße Tarano
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Dresdner
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Re: Politik beginnt sich für Schwedt zu interessieren...

Beitrag von Dresdner »

nach einer kurzen pause sagte er betont und mit fester stimme: "ja die damaligen inhaftierungen in der - Disziplinarstrafeinheit der NVA in Schwedt -,... ohne gerichtsurteil, waren absolut willkürlich."
Das ist ja wohl das, woran sich die Geister scheiden....
Zum einen war es ja keine Inhaftierung, sondern die vorrübergehende Kommandierung in eine andere Einheit, für Tatbestände, welche zu geringfügig waren um vor dem Militärstaatsanwalt zu landen, aber schwer genug, als das diese mit einer Ausgangssperre abgetan waren.
Ein Gerichtsurteil konnte es ja letzthin nicht geben, weil es ja nicht zum Prozeß kam.
Die Kommandierung in die DE oblag ja ausschließlich den Kommandeuren der Einheit.Ob diese von Grunde her gerechtfertit waren oder nicht, kann meines Erachtens nicht pauschal mit "absolut willkürlich" abgetan werden.

Zumindest haben gegen Ende der NVA führende Militärjuristen eingeräumt, das diese Kommandierung in die DE zumindest fragwürdig gewesen sind.
Auix
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Re: Politik beginnt sich für Schwedt zu interessieren...

Beitrag von Auix »

Die Antwort von Guetschli auf Tarano ist gelindegesagt eine Frechheit - "zurecht in Schwedt". Ich hab mich lang zurückgehalten, aber da niemand antwortet, seh ich mich dazu gezwungen. Ich war zwar nicht in der Disziplinareinheit, denn ich saß 12 Jahre früher ein, aber widerspricht da keiner, wenn dieser Typ von "humanen Bedingungen" spricht? Waren das humane Bedingungen bei euch? Damals jedenfalls gab es genügend Prügel mit dem Gummiknüppel oder auch manchmal mit der Faust in einer zeugenlosen Zelle, manchmal auch offen auf dem Gang bei geringsten Verfehlungen. Strenger Einzelarrest, gabs das nicht bei euch? Mit Essensentzug und 16 Stunden stehen und das 14 Tage oder 21 Tage lang!!! Das grenzte schon fast an Folter! Und wenn man bedenkt wofür? Eben weil man politisch anders denkend war! Das glich sehr dem NS-Regime! Lest mal etwas Literatur dazu! Es gibt sie - einige!
Gruß Auix
guetschli
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Re: Politik beginnt sich für Schwedt zu interessieren...

Beitrag von guetschli »

Hallo AUIX
Wenn du lesen könntest, gehts nicht ums MSG, sondern um die DE und das war weiter nichts als normale NVA plus Arbeit. Ich war selber zwei Monate da und weiss wovon ich rede.
Ich habe auch im " normalen Vollzug gesessen und auch 20 Monate in einem Jugendwerkhof. da gab es all das was du beschreubst, aber in der DE gab es soetwas nicht, da wurden die Dienstvorschriften strickt eingehalten. Lass es dir von den ehemaligeg " Bediensteten erklären.
Mensch , da kam man hin weil man nicht rechtzeitig aus dem Urlaub kam, oder öfter mal besoffen war. Das waren alles " Kinderkram" und reichten nicht zu einer Verurteilung.
Es war wirklich " nur " acht Stunden Arbeit und hinterher etwas Ausbildung. Kannste selber Ausrechnen. 24 Stunden hat der Tag. -8Stunden schlafen- 8stunden Arbeiten. macht 16 Stunden.
Dann Frühsport ,Frühstück Stuben und Revierreinigen, Zeizungsschau,Abendbrot, wieder Stuben und Revierreinigen, Marschieren zu und vom essen, ständig umziehen von Arbeitskombi in Dienst Uniform oder sportsachen, ein und raus rücken und, und und . da bleiben am ende 3-4 Stunden Ausbildung. Eher drei, weiss es nicht mehr genau.
Also kein Essensentzug,keine Zellen ( eine Arrestzelle ?) Saubere schöne "Stuben " und Duschräume. Fernseh und Clubraum. Also wie in einer normalen Kaserne .
Ich würde soetwas nicht schreiben, wenn es nicht immer wieder Leute geben würde, die die DE mit der Hölle ( oder Nazi- Knast) vergeleichen.
selbst unser " normaler Knast" in dem ich auch in wasserzellen war , mit wochenweisen Arrest, und zu wenig oder bei Arrest kein essen. u.s.w.
Man die waren da ein oder Tarano zwei Monate und nicht Jahre.
Ausserdem haben wir doch schon mal festgestell das 5-max. 10 % Politisch war un der Rest suff und Krimminelles vergehen wie Kameradendiebstahl usw. Aber ich will das alles nicht nochmal aufzählen, ist alles hinreichen im Forum ,oder in der "zitierten " Literatur beschrieben.
Also Auix , komm wieder runter.
LG guetschli
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guetschli
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Re: Politik beginnt sich für Schwedt zu interessieren...

Beitrag von guetschli »

nochmals zu Tarano.
In einem Bericht schreibt er von den schlimmsten DREI Monaten und im Zeitstrahl ist dan nzulesen 2.12.88 bis 1.2.89 . das sind für mich nur ZWEI Monate. Vieleicht sollte mal geschaut werden wer es überhaupt ist und ob er überhaupt da war wenn er vom -Gestapo-Knast- schreibt. er weiss ja nicht mal wie lange er da war.
Soviel dazu
gruss guetschli
wäre ja nicht das erste mal. Nicht lange her als " bruder oder Onkel" gesucht wurden. oder dieses Grenzerbild .
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baustus
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Re: Politik beginnt sich für Schwedt zu interessieren...

Beitrag von baustus »

...nun der wortgerechte passus zur de von den herrn militärschöffen/richtern war wohl, dass die kommandierungen in die de "nicht" mit rechtsstaatlichen grundsätzen vereinbar war, also keine rechtsgrundlage hatte. im klartext heißt das, dass es ungesetzlich war, war schon zu ddr-zeiten... aber wie schon vorhergehend: die de war nicht der vollzug oder der strafarrest. gerade diese subtile komlexisität des militärgefängnisses macht ja so vieles schwer nachvollziehbar, vergleichbar...und die zeitlichen spannen zwischen den inhaftierungen im vollzug der 60`er/ 70´er zu den 80´er jahren also nach der übernahme durch die nva. wurde in den frühen jahren all das noch getan von dem auix berichtete, war das in den achtzigern jahren nicht mehr... und dafür gibt es verschiedene gründe. einer war z.b, dass fast alle soldaten u. unteroffiziere wieder in ihre einheiten zurückkamen, denn er war ja ein kostbares gut und wenn nicht er, wer sollte dann die schlacht auf dem felde gewinnen. nur die absolut renitenten widersacher wurden in den achtzigern aus der armee entlassen, kamen nicht mehr in ihre einheiten zurück... das waren wenige...und die de war ja trotz allem auch eine art inhaftierung, die militärjustitz hatte es ja zum ende der ddr zugegeben und die schnellst mögliche auflösung gefordert... und natürlich gibt es gewaltige unterschiede im empfinden über diese zeit in der "de". ich kenne jemanden, der nur durch eine einzige woche arrest- inhaftierung aus dem ruder geraten ist und da gibt es robustere typen, wie guetschli, der allerdings schon sehr früh gelernt hatte sich im gefängnis durchzusetzen, die diese de auf eine andere art bewerkstelligt haben. allen gebürt meine anerkennung, dass sie es durchstanden haben... zur vollzugshärte im allgemeinen muss man sicherlich nicht viel sagen. bautzen, cottbus, bützow, torgau nur einmal vertretend sagend sprechen ihre eigene sprache. militärischer strafvollzug heißt nicht gleich härter als ziviler vollzug. das ist ein absoluter irrglaube.

baustus
Tarano
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Re: Politik beginnt sich für Schwedt zu interessieren...

Beitrag von Tarano »

Hi zusammen nochmal,
man könnte fast ins "kuschen" kommen wie zu DDR-Zeiten wenn man guetschli so liest. :) Aber das werde ich sicher nicht, hab ich damals nicht - und mach ich heute nicht. OK.. Ich habe mich vertahn.. es war vom 02.12.88 - 01.03.89 Wie dumm von mir eine Ziffer daneben zu greifen. Oh sorry.. abgesehn davon ist das 23 Jahre her guetschli, man kann wohl auch mal Fehler machen oder? Zur Frage, ob ich dort war: Soll ich dir die Originalbriefe schicken, die ich damals meiner Freundin geschickt habe? Oder willst du lieber meine Ex-Schwiegermutter fragen? Die Mutter meiner damaligen Freundin, die ich später geheiratet habe? Die freut sich sicher wenn einer nachfragt. Weil genau DIE haben auch gelitten, vielleicht sogar mehr wie ich, eben wegen Gerüchten. Erwähne aber dann auch dabei, daß du mich mehr oder weniger hier als "Lügner" hinstellst. Ich weiß nicht was DEIN Problem ist, aber ich habe ja schon mehrere Beiträge von dir gesehen, die eher in den "Angriff" übergehen. Und ich geh aber davon aus, daß wir alle, wie wir hier sind genug durchgemacht haben. So oder so. Und wir sollten vernünftig argumentieren können und kein unqualifiziertes Gequatsche ablassen. Damit ist das Thema Streit für mich beendet.

Danke Auix für deine Unterstützung. So wie du das beschreibst hab ich es Gott sei dank nicht gehabt. In einem muss ich Guetschli zustimmen: es war NVA + Arbeit. Aber dann doch eher andersrum :) Arbeit + Ausbildung. Nichts desto trotz nicht unbedingt zuckerschlecken, aber sonst wär es ja auch ein Diensturlaub gewesen. :). Was für mich an der ganzen Sache das verwerfliche war, ist die Tatsache, daß man einfach "abgeschoben" wurde, ohne eine Möglichkeit der Verteidigung oder Anhörung. Und das man keinen Besuch empfangen durfte und keine Päckchen. Das ist besonders schön wenn man wie ich am 14. Dezember seinen 20. Geburtstag hat, Weihnachten und Neujahr dort verbringt. Vielleicht bin ich deshalb so arg verbittert im nachhinein. Fast der Kiefer ist mir abgefallen, als ich im anschließenden EU (den jeder der aus Schwedt kam, automatisch hatte) von meinen Lieben erfahren durfte, das das Packet was die mir Weihnachten geschickt hatten, geöffnet und provisorisch geschlossen zurückkam und die Hälfte an Kuchen, Schokolade und was da so drin war fehlte!!! Guten Appetit an wen auch immer von Schwedt. Genau DAS finde ich herabwürdigend! (Wieder Futter für guetschli... mal rübergrinse - is nen scherz.. nich ausflippen)

Liebe Grüße Tarano (Jörg)
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